
Gemeinsam mit den BTV-Nachwuchstalenten Philip Florig (links), Max Rehberg (2.v.l.) und Maximilian Homberg (rechts) reist BTV-Trainer Benjamin Benedikter (vorne) nach Südamerika.
Benjamin Benedikter gehört dem Trainerteam des Bayerischen Tennis-Verbandes an. Am BTV-Landesstützpunkt und DTB-Bundesstützpunkt Oberhaching legt der 38-jährige Ingolstädter den Fokus auf die Nachwuchstalente Max Rehberg, Maximilian Homberg und Philip Florig, die zu den hoffnungsvollsten Jungprofis in Deutschland gehören.
Gemeinsam mit diesen drei bayerischen Spielern sowie Bundestrainer Gerald Marzenell, Mika Lipp und Neo Niedner trat Benedikter am Montagmorgen einen Flug nach Südamerika an. Mit dem „Mundial Juvenil de Tenis“ in Salinas/Ecuador und dem “Asuncion Bowl” Lambare/Paraguay stehen zwei J1 ITF-Jugendturniere auf dem Programm. Wir haben mit „Benni“ über die bevorstehende, vom Deutschen Tennis Bund finanzierte Reise in schwierigen Zeiten gesprochen.
Herr Benedikter, Sie begleiten eine kleine, aber hochkarätig besetzte Tennisgruppe nach Südamerika. Was ist der Zweck dieser Reise?
Sich nach langer Zeit und hoffentlich sicherer Anreise mal mit den besten Juniors der Welt messen zu dürfen. Das schätzen wir sehr und nehmen diese Möglichkeit aktuell auch nicht als selbstverständlich hin. Aber natürlich wollen wir zudem viele Matches erfolgreich bestreiten.
Wie haben Sie die Spieler auf die anstehenden Aufgaben auf und abseits des Tennisplatzes vorbereitet?
Ich habe viele Gespräche geführt und versucht, ihnen klar zu machen, dass wir derzeit einige Dinge nicht beeinflussen können. Was wir allerdings sehr wohl beeinflussen und versuchen können: Optimal vorbereitet zu sein, wenn es wieder um Punkte geht. Und dies ist ja hoffentlich demnächst wieder der Fall.
Eigentlich sollten Sie ja jetzt mit Max Rehberg in Melbourne sein, wo er bei den Australian Junior Open starten sollte. Das Junioren-Grand-Slam-Turnier wurde allerdings abgesagt – wie haben Sie beide diese Entscheidung aufgenommen?
Traum geplatzt, andere Träume leben weiter! Und da uns bewusst war, dass es nach der Absage von Melbourne mit den nächsten Turnieren noch etwas dauern würde, haben wir im Trainingsplan etwas improvisiert. Zum Beispiel den Kondiblock verlängert, interessante Ausflüge in Sachen Doppel unternommen etc. Es ging einfach darum, den Spielern mental Variationen anzubieten, ohne sich Woche für Woche auf ein eventuelles Match vorbereiten zu müssen.
Was erwarten Sie nun hinsichtlich der weltweiten Corona-Situation in Südamerika?
Eine Situation, die unberechenbar ist und vom gesamten Team äußerst ernst genommen wird. Wir haben uns im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten sehr gut auf alle Eventualitäten vorbereitet und uns mit denkbaren Unwägbarkeiten auseinandergesetzt. Um nur eine „Exitstrategie“ zu nennen: Alternative Flugrouten, sollte ein Teil des Luftraums während unseres Aufenthalts gesperrt werden. Aber wir sind nicht so naiv und gehen davon aus, dass es eine „normale“ Turnierreise ohne Komplikationen werden wird. Die Trainingswoche in der Base startet für das Team mit einem Test auf Covid-19, insofern ist zumindest dieses Prozedere an den Flughäfen kein ungewohnter Umstand. Hoffentlich dann mit negativen Ergebnissen wie hierzulande.
Können Sie verstehen, wenn es Stimmen gibt, die fordern, in der momentanen Situation auf solche Reisen zu verzichten?
Absolut, das kann ich sehr gut verstehen. Andere dürfen trotz Abstand keinen Ball hin und her spielen, wir fliegen für zwei Turniere in einer äußerst kritischen Phase der Pandemie um den halben Erdball. Dennoch muss ich in diesem speziellen Fall der ITF und der jeweiligen südamerikanischen Regierung vertrauen, welche die dortige Situation besser beurteilen und die Risiken sportlerfreundlich abschätzen können. Die beiden Weltranglistenturniere in Kolumbien und Peru wurden ja beispielsweise aufgrund der hohen Fallzahlen vor Ort abgesagt. Zudem reisen wir mit Spielern, die allesamt den großen Traum verfolgen, Tennis irgendwann als Beruf ausüben zu dürfen. Dieser Verantwortung, in gesundheitlicher und sportlicher Hinsicht, versuchen wir Rechnung zu tragen. In drei Wochen sind wir alle ein wenig schlauer und hoffentlich wieder unversehrt daheim.